Kfz-Diagnosegeräte: Selbst nachschauen statt Werkstatt aufsuchen

Schwere Zeiten für Autoschrauber: Moderne Fahrzeuge sind vollgestopft mit Elektronik. Selbst basteln geht kaum noch. Und wer nicht gerade geheime Tastenkombinationen für die Werkstattmenüs des Bordcomputers kennt, muss sich beim Aufleuchten einer Warnlampe oft mit der nichtssagenden Empfehlung „Bitte Werkstatt aufsuchen“ zufriedengeben, statt einen Hinweis auf die Fehlerursache zu erhalten.

Was die Autohersteller gern verschweigen: Seit fast zwanzig Jahren müssen alle neuen Autos über eine kleine Steckdose verfügen, die sich meist gut versteckt unter dem Armaturenbrett befindet. Die sogenannte On-Board-Diagnose (OBD) als Zugang zum Steuergerät des Fahrzeugs ist in der EU seit 2001 für Pkw mit Benzinmotor und seit 2003 für Diesel vorgeschrieben. Aktueller Standard ist die sechzehnpolige OBD-2-Diagnosebuchse. Mit einem Kfz-Diagnosegerät lassen sich viel mehr Informationen auslesen, als der Bordcomputer dem Fahrer preisgibt.

Preiswerter als der Abschleppwagen

Professionelle Kfz-Diagnosegeräte rangieren in Preisregionen von mehreren tausend Euro. Wer sich aber einfach nur für sein Auto interessiert, muss nicht so viel Geld ausgeben. Einfache Geräte, die aber ihren Zweck erfüllen, gibt es mittlerweile für weniger als fünfzig Euro, etwa fünfhundert bis tausend Euro muss man für sehr gute Kfz-Diagnosegeräte ausgeben. Die Anschaffung ist nicht nur Spielerei, sondern kann sich sehr schnell rechnen. Lässt Sie Ihr Bordcomputer nämlich im Unklaren darüber, ob Ihnen auf den nächsten Kilometern ein Bremsversagen oder ein kapitaler Motorschaden droht, werden Sie aus Sicherheitsgründen wohl doch vorsichtshalber den Pannendienst rufen. Die Alternative: Diagnosegerät mit der ODB-2-Schnittselle verbinden und klarer sehen, was eigentlich los ist. Erfahrungen zeigen, dass mehr als die Hälfte der Fehlermeldungen eine harmlose Ursache haben, etwa ein abgefallener Sensor-Stecker, das Erreichen irgendeiner Verschleißgrenze oder schlichtweg ein Software-Fehler in der Fahrzeugelektronik.

Funktionsumfang beachten

Checken Sie vor einer Kaufentscheidung die Leistungsfähigkeit Ihres Favoriten. Ist das Diagnosegerät intuitiv bedienbar, sind die Anzeigen klar verständlich? Gibt es eine deutsche Menüführung oder kann diese zumindest nachträglich eingestellt werden? Wie hoch ist die Markenabdeckung? Ist eine (eventuell zeitlich begrenzte) Lizenz zum Online-Update im Preis enthalten, sodass auch Fehlercodes neu auf den Markt kommender Fahrzeuge erfasst werden? Neben der lesenden Funktion können Kfz-Diagnosegeräte auch schreibend auf das Steuergerät des Fahrzeugs zugreifen, um zum Beispiel Fehlercodes zu löschen oder Wartungsintervalle zurückzusetzen. Hier sollten allerdings nur wirklich gute Geräte zum Einsatz kommen. Denn wenn ein Billig-Nachbau des Originalgeräts der Vertragswerkstatt während eines Schreibzugriffs abstürzt, kann das teure Folgen haben.

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